Die Frau dahinter

 

Elia

 

Wer die Geschichte vom Propheten Elia in 1.Könige 18+19 liest, kommt nicht dadrum herum, über den König Israels, Ahab nachzudenken. Ahab war ein Urenkel Jerobeams. Dieser wurde unter Salomo Vorgesetzter aller Bauarbeiter am Tempel in Jerusalem und später erster König des Nordreichs Israel.

In der Biographie Ahabs fällt dessen Frau Isebel ganz besonders auf. Sie war die Tochter eines phönizischen Königs und zwar des Königs Etbaal (1.Könige 16,31). Der Name bedeutet: Baal ist mit uns. Als König von Tyros und Sidon war er auch gleichzeitig Hoherpriester des Baalkultes. Dieser Kult hat die ganze Region beherrscht. Man kann davon ausgehen, dass die Ehe zwischen Ahab und Isebel eine politische Hochzeit war. Das war taktisch klug, denn dadurch ist Isebel Königin geworden. Isebel war keine gewöhnliche Frau, und sie war auch nicht einfach eine Ehefrau eines Königs. Sie war eine Frau mit grosser Tatkraft. Sie war einflussreich und sie war mächtig. Aber sie war auch grausam und hinterhältig. Wie ihr Vater betete sie die damaligen Götzen an und hat sich in keiner Weise dem Gott Israels untergeordnet, sondern hat den Baalsdienst in Israel gefördert.

 

Die Ereignisse unmittelbar nach dem Showdown auf dem Karmel macht die Situation deutlich. Jahwe hatte sich in wunderbarer Weise als lebendig und damit mächtiger als Baal erwiesen. Er hatte das Gebet von Elia erhört und hatte Feuer vom Himmel geschickt. Das Volk warf sich vor Jahwe nieder. Es folgte ein riesen Gemetzel an den 450 Priestern des Baalkultes. Im Bericht von 1.Könige 18,40  lesen wir lediglich wie Elia die Befehle gab - und nicht der König. Ahab wird hier nicht erwähnt. Wir wissen aber, dass er dabei gewesen ist. Dann fordert Elia den König Ahab auf, Essen zu sich zu nehmen, weil bald der Regen komme und er sich beeilen müsse (1.Könige 18,41). Ahab macht, was ihm aufgetragen wurde. Es scheint, dass zwischen Ahab und Elia alles in Ordnung gewesen ist. Elia begleitet in der Folge sogar noch den Ahab nach hause zu seinem Regierungssitz in Jesreel (1.Könige 18,46). Wenn hier noch berichtet würde, Ahab und Elia hätten sich beim Abschied zugewunken, wäre das nicht weiter verwunderlich. 

Doch die Tonlage ändert sich. Gemäss 1.Könige 19,1 berichtet Ahab seiner Frau Isebel von der ganzen Geschichte. Man kann wohl davon ausgehen, dass sie gewusst hat von dem Kräftemessen auf dem Karmel. Warum sie selber nicht mit auf dem Karmel dabei gewesen ist, wissen wir nicht. Aber die Reaktion von Isebel spricht Bände. Sie schickt dem Elia einen Boten hintennach und lässt ausrichten:

 

1.Könige  19,2

"Die Götter sollen mich schwer bestrafen, wenn ich dir nicht heimzahle, was du diesen Propheten angetan hast! Morgen um diese Zeit bist auch du ein toter Mann, das schwöre ich!"

 

Offensichtlich ist Elia von dieser Reaktion überrascht worden. Er ist für den Boten relativ einfach erreichbar gewesen. Und die Reaktion von Elia verdeutlicht dessen Überraschung. Elia gerät in Panik. Er fürchtet um sein Leben und flüchtet.

Man reibt sich auch die Augen angesichts der Tatsache, wie Isebel offen und konfrontativ agiert. Ahab war der König, aber er hatte scheinbar zur ganzen Sache nichts zu sagen. Wie die Verhältnisse gewesen sind, zeigt auch die Art der Berichterstattung von Ahab in 1.Könige 19,1. Offensichtlich hatte Isebel auf Ahab gewartet. Und dieser erzählt der Isebel brühwarm, was geschehen war. 

"Ahab berichtete Isebel alles, was Elia getan hatte, vor allem, wie er die Propheten Baals mit dem Schwert getötet hatte."

 

"Was Elia getan hatte" ? ... Wo bleibt die Verantwortung Ahabs als König? Ahab zieht sich aus der Affäre, vermeidet eine Konfrontation mit seiner Frau. Und das Krasse: Ahab hätte ja auch begeistert von den Wundertaten Gottes sprechen können. Er hätte froh sein können, dass es endlich wieder regnet. Aber das spielt alles keine Rolle. Ahab erzählt in erster Linie vom Tod der Baalspriester. Also, da war ihm sicher bewusst, was das für eine Reaktion bei Isebel hervorrufen würde. Und er hat es zugelassen, dass Isebel öffentlich ihrer Wut Ausdruck gab und den Tod Elias proklamierte. 

Ahab war bestimmt kein Unschuldslamm. Bereits in 1. Könige 16,30f wird darauf hingewiesen, dass Ahab Dinge tat, die in den Augen Jahwes nicht in Ordnung waren. So hat Ahab einen Baalstempel in Samaria der Hauptstadt errichten lassen (1.Könige 16,32). Die Probleme kamen nicht erst durch Isebel.  Ahab trug seinen Widerstand schon vorher in sich. Als König hat Ahab den Baalskult unterstützt, zugelassen und sogar gefördert. Dennoch: Ein grosser Teil der Taten Ahabs ist auf den Einfluss seiner Frau Isebel zurückzuführen. Wenn man das Ganze über viele Kapitel hinweg liesst, hat man fast den Eindruck, Ahab hat schon ein Verständnis, dafür was recht und richtig ist. Dann aber ist wieder der Einfluss der Isebel und alles verläuft sich im Sand. 

Dann sind da die Prioritäten Ahabs. Wir lesen wir in 1. Könige 18,5 dass Ahab nicht auf der Suche nach Wasser für sein Volk war, sondern er ist um seine Tiere besorgt, wie er sie am Leben erhalten kann.

Isebel war auf einem Feldzug gegen alle Diener des Gottes Israels, Jahwe. Sie hat die Priester schonungslos und sehr effektiv verfolgt. (1. Könige 18,4). Sie hat sie nicht nur mundtot gemacht, nicht nur verfolgt, sie hat sie getötet. Wir wissen nicht wie viele es waren, wahrscheinlich Hunderte. Jedenfalls hat Isebel sie massakrieren lassen. Der König liess das zu. Er griff nicht ein, sondern er hat es laufen lassen. Gleichzeitig lesen wir von 450 Baalspriester und Propheten der Aschera. Isebel hatte diese wohl irgenwie ordiniert, oder aus Sidon geholt. Jedenfalls tauchen sie plötzlich auf. In 1.Könige 18,19 heisst es, dass diese Priester am Tisch Isebels assen. Das bedeutet, sie hatten Zugang zu ihr. Das waren Vertraute. Das waren Leute mit denen sie sich umgeben hatte. Das waren Leute, die sie versorgte hatte - von staatlicher Seite aus. Sie sassen nicht am Tisch von Ahab, sondern am Tisch von Isebel. Das zeigt die Macht und den Einfluss, den Isebel hatte. 

Lange Zeit galt der Spruch, "hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau". Was heute antiquiert anmutet, folgte einer einfachen Logik: Um die Geschäfte kümmerte sich der Mann, die Frau hält ihm den Rücken frei. Diese Zeiten sind vorbei. Glücklicherweise. Unsere Geschichte um Elia weist auf anderes hin:

Der Partner/die Partnerin hinter einer einflussreichen, erfolgreichen Person darf nicht unterschätzt werden!

Isebel konnte ihren Einfluss massiv ausweiten, weil ihr Mann Ahab das zugelassen hat. Ihr Einfluss ging über Ahab auf das ganze Volk Israel. Isebel war eine Puppenspielerin hinter den Kulissen. 

 

Ich habe das immer wieder erlebt, in Vereinen und in christlichen Gemeinden/Kirchen. Zwar nicht so extrem wie bei Ahab und Isebel, aber dennoch deutlich. Da waren Leiter/innen die plötzlich ihre Meinung radikal geändert hatten. Zuvor wurden im Team gemeinsame Entscheide gefällt, in deutlicher Einigkeit. Die Beschlüsse wurden protokolliert. Doch dann, ein paar Tage oder ein paar Wochen später, da war alles anders und die Einigkeit war verflogen. Später stellte sich dann heraus, dass der Partner oder die Partnerin ihren Einfluss wahr genommen hatte. 

Darum: Der Partner, die Partnerin hinter einer Person in verantwortlicher Aufgabe, verantwortungsvoller Position, darf nicht unterschätzt werden. Das kann sonst fatale Folgen haben. Ich meine, dass dieses Thema auch bei der Wahl von Verantwortungsträgern angeschaut werden sollte. Das Problem liegt heute gerade bei ehrenamtlichen Aufgaben darin, dass es schwer ist Leute zu finden, welche sich engagieren wollen. Da sind Gremien schon in der Gefahr, einfach "blind" Leute einzusetzen, nur damit der Job wieder besetzt ist. Das kann sich aber langfristig sehr negativ auswirken und auf andere schwerwiegende Folgen haben. Die Schäden sind erheblich, denn die gesteckten Ziele können so kaum erreicht werden.

 
 

Ein weiteres Beispiel für die Beeinflussbarkeit Ahabs und die Manipulation und Intrige von Isebel:

1.Könige 21

Die Intrige um Nabot

Nabot hatte einen schönen Weinberg. Dieser lag in der Nähe des Palastes von Ahab. Ahab hatte seinen Blick darauf geworfen und bat Nabot ihm das Land zu verkaufen oder gegen ein anderes adäquates Stück Land zu tauschen. Nabot sagt: geht nicht, weil  das Gesetz Gottes das nicht vorsah. Erbland durfte nicht verkauft werden. Ahab fand das unkuhl, schmoll und hat zu hause getrauert, dass ihm solches Ungemach geschah und einer seiner Untertanen ihn da hat auflaufen lassen. 

Isebel hat sich das angeguckt. Sie hat die Sache dann in die Hand genommen. Sie schmiedete einen Komplott bei dem Nabot getötet wurde. Sie hat sehr präzise Vorgaben gegeben an die Ältesten der Stadt in denen Nabot wohnte. Massnahmen. Es ging um Betrug, Lüge, falsche Anschuldigungen und letztlich dann um die Steinigung von Nabot. Die Leiterschaft tut exakt das, was Iseebel gesagt hat. Sie setzen das Unrecht um, das die Obrigkeit angeordnet hat. Als Nabot tot war, konnte Ahab diesen Weinberg für sich selbst beanspruchen. Hat Ahab den Nabot getötet. Nein. Die Ältesten und die Vornehmen der Stadt haben Nabot getötet. Hier wird die manipulative Fähigkeit der Isebel sichtbar.

Nun gut,  Ahab hätte die Übernahme des Weinberg ablehnen können. Er hätte seine Frau zur Rechenschaft ziehen können. Er hätte diese Ältesten der Stadt zur Rede stellen können. Aber das tat er alles nicht. Er war einfach nur zufrieden, dass er jetzt seinem Verlangen nachgehen konnte. Das Verrückte: Es handelte sich um einen Weinberg. Der war wertvoll und es steckte viel Arbeit drin. Und Ahab wollte hier Gemüse anpflanzen (Vers2). Er verwandelte etwas Wertvolles in etwas Minderwertiges.  

 

 

 

Unter folgendem Link kannst du zum Thema "Geist der Isebel" näheres erfahren:

 

Unter folgenden Links findest Du eine ganze Themenreihe zum Leben des Propheten Elia:

 

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