Elia rennt

 

Elia

 

Elia, der schnellste Mensch, den die Welt ja gesehen hat.

 

1. Könige 18,46

 

"Ahab bestieg hastig seinen Wagen und fuhr in Richtung Jesreel. Der Prophet band sein Gewand mit dem Gürtel hoch und lief vor Ahabs Wagen her bis nach Jesreel."

Ein Weltrekord? Zur Zeit von Elia gab es noch keine präzise Zeitmessung, dennoch können wir etwas über die Geschwindigkeit von Elia aussagen. Es wird uns nämlich von einem Pferdegespann berichtet, dem Elia vorangelaufen sei. Ein Wettstreit Mensch gegen Pferd. Es waren Spitzenpferde der damaligen Zeit. Es war kein Esel, wie damals im Volk üblich. Schliesslich war es der König mit seinem Gespann. Und es war nicht irgendeine Kutsche, sondern ein Streitwagen.

Ahab ist ein Urenkel von Jerobeam des ersten Königs des Nordreiches. Dieser hatte ein hohe Position als Aufseher im Hof von Salomo inne. Salomo hatte 4'000 Plätze für seine Streitwagengespanne und 12000 Pferde. Er stationierte sie in den Wagenstädten und bei sich in Jerusalem (2.Chroniker 9,25). In 1. Könige 10,28 erfahren wir, auch woher die Pferde kamen. Es war die Königin von Saba, die aus dem Süden nach Israel kam, um Salomo zu beschenken. Sie brachte Pferde aus Ägypten und Koë und auch Streitwagen mit. In Ägypten waren Pferde ein Statussymbol der oberen Herrscherschichten. Abgebildet findet man das Pferd vor den Wagen gespannt oft in Kampfszenen, z. B. bei Tut’enchamun. Es handelt sich durchgehend um edle, feurig wirkende Pferde. Die leichten und beweglichen Streitwagen im Kampf lenken zu können, erfordert sehr viel Übung.

Elia musste also gegen einen leistungsstarken Gegner antreten.

 

Ein Rennpferd ist etwa 75 km/h schnell, ein Strauß würde mit 70 km/h jedem Läufer davonrennen, ein Hase ist auf der Flucht 65 km/h schnell, und sogar eine Giraffe hätte mit 50 km/h noch einen Affenzahn drauf. Im Bereich der schnellsten Menschen bewegen sich die Hauskatze und das so behäbig erscheinende Flusspferd, die beide 48 km/h erreichen. Für 100 Meter brauchte der jamaikanische Superläufer Usain Bolt 9 Sekunden 58. Diese Zeit hat der Welt den Atem verschlagen. Dass ein Mensch einen 100-Meter-Sprint in dieser Zeit hinlegt, hätte man vorher nicht für möglich gehalten. Aber nie und nimmer kann ein Mensch mit einem Pferd mithalten - nicht auf die Distanz von 100 Metern. Elia der schnellste Mensch, den die Welt je gesehen hat?

Achtung: In unserem Text wird nicht von einer Kurzstrecke gesprochen, sondern von einer Langstrecke. Wie sieht es da aus? 

Vom Berg Karmel nach Jesreel sind es etwa 50 km. Wir reden also von der Marathondistanz mit 42,195 km. Es ist Eliud Kipchoge welcher in Berlin 2022 den Weltrekord läuft mit einer Zeit von 2:01:09 Stunden.

 

Der Dauerlauf ist wohl die einzige Sportart, in der wir Menschen im Vergleich zu Tieren richtig gut sind. In allen anderen Disziplinen werden wir locker übertroffen. Zu Champions auf der Langstrecke macht uns unser Laufapparat: Schmale Schultern, lange Beine, kurze Zehen, grosse Gelenkoberflächen und eine im Vergleich zu anderen Primaten sehr lange Archillessehne. Entscheidend aber ist vor allem die Fähigkeit, durch Schwitzen den Körper vor Überhitzung zu schützen. Pferde halten den schnellen Galopp allenfalls ein paar Kilometer durch. Man kann laut Forschung davon ausgehen, dass der Mensch zur Zeit der Neandertaler als auch Homo sapiens in der Lage war, ein Wildpferd in einer Hetzjagd zu Tode zu jagen.

Warum haben die Athener um 490 v.Chr. wohl einen Läufer nach Sparta (250 km) geschickt, um diese um Hilfe zu bitten? Und warum wurde ein Läufer statt eines Kriegers auf einem Pferd von Marathon nach Athen geschickt, um die Nachricht des Sieges zu übermitteln? Griechenland ist ein bergiges Land. Ein Mensch kann zu Fuss die Berge erklimmen, während ein berittener Bote wahrscheinlich aussen herum laufen musste. Der Hauptgrund liegt aber wohl darin, dass der Mensch über eine lange Distanz schneller ist als ein Pferd. Als Anhaltspunkt kann auch der legendäre Pony-Express dienen, der 1860 eröffnet wurde. Eine Reihe von Reitern beförderte Post zwischen auf einer Gesamtstrecke von 3000 Kilometern. Zu seiner Blütezeit hatte der Pony-Express 100 Reiter, 190 Relaisstationen, 400 Angestellte entlang der Strecke und setzte im Laufe von nur zehn Tagen 400 Pferde ein. Der schnellste Ritt ging über eine Strecke von 193 km in 8 Stunden und 10 Minuten. Wegen der großen Verluste bestand der Pony-Express nur zwei Jahre. Es wurde ermittelt, dass Pferde etwas über 20 km/h schnell gewesen sein mussten und die Reiter sie nach 20-25 km wechselten. Weltklasse-Marathonläufer kommen bei gleichem Tempo etwa doppelt so weit.

 

 
 

Elia ist keineswegs der schnellste Mensch, den die Welt je gesehen hat! Dass Pferde mit einem Läufer auf lange Distanz nicht mithalten können, das haben die Schreiber des Buches der Könige gewusst. Für sie war die Bemerkung, Elia sei vor dem Streitwagen des Königs hergelaufen, wohl nichts Besonderes.

 

Bleibt noch die Frage, worum es in dieser Geschichte noch geht? 

Wir lesen, dass Elia nach viel Gebet kommenden Regen erahnt. Sieben Mal lässt Elia den Diener auf den Berg klettern, um nach Wolken Ausschau zu halten. Auf Grund einer kleinen Wolke am Horizont, lässt Elia König Ahab ausrichten: "lass sofort anspannen und fahr nach Hause, sonst wirst du vom Regen überrascht". Und dann ging es auch schon los. "starker Wind kam auf und schwarze Wolken verfinsterten den Himmel. Es dauerte nicht lange und ein heftiger Regen prasselte nieder und Ahab bestieg hastig seinen Wagen und führ Richtung Jesreel" (1.Könige 18,45).

Wenn man das so liest, könnte man annehmen, alles sei in Ordnung. Bei weitem gefehlt. Voraus gingen gegen 3 Jahre Dürre, in denen es weder Regen noch Tau gab. Der Boden war ausgetrocknet und konnte den Regen nicht aufnehmen. Heftiger Regen bedeutete grosse Gefahr, denn das Wasser würde einfach oben ablaufen und den ganzen Boden erodieren. Leicht kann es da zu gefährlichen Situationen kommen. Von daher kann man sich die Eile, welche plötzlich aufkommt gut vorstellen. Der König macht sich auf den Weg, bei starkem Wind und heftigem Regen. Erst später läuft Elia hintennach. 

Was ist mit dem Volk, das mit auf dem Berg Karmel gewesen ist?

Ein weiterer Aspekt sind die Ereignisse vorher. Der Wettstreit zwischen den Priestern von Baal und Elia. Der grosse Glaubensmut von Elia und die krasse Wundererfahrung. Der lebendige Gott setzt sich durch und entzündet den Holzhaufen trotz dem Wasser, das Elia über das Holz schütten liess. Und dann das Gemetzel. 450 Baalspriester werden hingerichtet. Elia und seine Helfershelfer im Blutrausch. Adrinalin schiesst durch die Adern. Ausserdem war Elia wohl Bewegung gewohnt. Wie wir später erfahren, geht er quer durch Israel bis zum Berg Sinai und dann wieder zurück. Insgesamt sind das etwa 1500 km und über 3000 Höhenmeter. Das kann man nicht einfach so. Elia war trainiert. Aber Adrinalin und auch viel Bewegung reichen nicht aus, um schneller als ein Pferdegespann zu laufen. Da bräuchte es schon spezifisches Training. Dass es dennoch möglich gewesen ist, wird in der Bibel anders interpretiert:

 

Die Kraft des Herrn

Uns begegnet folgende Aussage:

1.Könige18,46

"Es kam die Kraft des Herrn über Elia".

Diesen Teil des Textes in Vers 46 habe ich oben, ganz zu Beginn, bewusst ausgelassen.

Die Bibel spricht davon, dass wir Kraft bekommen sollen. Gottes Kraft, mit der er uns hilft? Oder unsere Kraft, mit der wir etwas ändern können? Scheinbar beides. Basis ist in jedem Fall Gott und seine Kraft. Manchmal greift Gott in seiner Kraft ein und handelt ohne unser Mitwirken. Er hilft. Er trägt. Manchmal hilft uns Gott durchzuhalten, selber aktiv zu sein, voranzugehen. Dann schweben wir nicht «über den Dingen», sondern sind Schritt für Schritt unterwegs.

Doch was ist, wenn Gott scheinbar nicht übernatürlich eingreift und keine «Kraft zum Fliegen» schenkt. Glaube ich dann nicht genug? Vorsicht: Wie ich im Leben vorankomme – von Gottes Aufwind getragen oder aus seiner Kraft Schritt für Schritt –, das ist Gottes Sache. Und es ist unabhängig von der Stärke meines Glaubens. Manchmal bekomme ich das Geschenk: 
Wenn es gilt loszulegen, dann macht Gott das möglich. Und manchmal bekomme ich die Geduld:
 Wenn es gilt, ausdauernd voranzugehen, dann kann ich das tun. Die Kraft des Herrn ist nicht einfach verfügbar. Sie ist auch nicht einfach nur so einzuordnen. Manchmal schenkt Gott uns seine Kraft einfach nur um uns unser Leben zu erleichtern und wir merken es nicht einmal. Manchmal verstehen wir nicht, wozu und wie Gott wirkt. Ganz so wie hier bei Elia. Um vor dem Streitwagen des Königs herlaufen zu können, Kraft des Herrn, was macht das für einen Sinn? Die Frage ist berechtigt und ich muss eingestehen, ich verstehe vieles nicht. Dennoch ist es Realität.

 

Jesaja 40,31

"Alle, die ihre Hoffnung auf den HERRN setzen, bekommen neue Kraft. Sie sind wie Adler, denen mächtige Schwingen wachsen. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und sind nicht erschöpft."

1.Korinther 12,9

"Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir.« Darum will ich vor allem auf meine Schwachheit stolz sein. Dann nämlich erweist sich die Kraft von Christus an mir."

Das heisst nichts anderes, als dass es im Kern gar nicht um unser Engagement geht und dass Erfolg nicht wirklich machbar ist. Im Kern geht es darum, dass die Kraft Gottes in und durch mich wirkt. Es kommt gar nicht auf meine Stärke an, sondern darauf, dass ich mich „in meiner Schwachheit“ Gott zur Verfügung stelle.

 

Epheser 3,20

"Gott aber kann viel mehr tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns auch nur vorstellen können. So groß ist seine Kraft, die in uns wirkt." 

 

Epheser 6,10

"Werdet stark, weil ihr mit dem Herrn verbunden seid! Lasst euch mit seiner Macht und Stärke erfüllen!"

 

 

 

 

 

 

 

Unter folgenden Links findest Du eine ganze Themenreihe zum Leben des Propheten Elia:

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