Jekami

 

Leib Jesu, Teil 4, Begabung vs Befähigung

Themenreihe

 

Unser Bild von der Gemeinde – ganz allgemein?

Wir meinen, Gott müsse sich manifestieren und wir könnten das auch erzwingen und bestimmen. Wir wollen etwas erreichen. Wir suchen das Grosse, das Spektakuläre, suchen die großen Gefühle. Es stellt sich aber die Frage ob das tatsächlich der Weg ist. Ja, grosse Gemeinden haben ihren Zweck und ihre Vorteile.

Was haben wir aus 1. Korinther 12 bisher gelernt? Gott hat zusammengestellt. Gemeinsam sind wir Gemeinde. Folgerung: Es braucht dazu nicht noch viele Andere. Vielleicht sollten wir einmal einfach schätzen was Jesus uns gegeben hat und daraus das Beste machen.

Kleine Gemeinden können sehr effizient sein. Dass eine Person zum Glauben findet pro Jahr und eine Person als Christ wächst, sich weiter entwickelt, ist realistisch. Umgerechnet auf eine Gemeinde mit 1500 Besuchern würde dies in einer Stadt Erweckung bedeuten. Davon sind wir aber weit entfernt.

1. Korinther 12,27-30

Ihr alle seid zusammen der Leib von Christus, und als Einzelne seid ihr Teile an diesem Leib. So hat Gott in der Gemeinde allen ihre Aufgabe zugewiesen. Da gibt es erstens die Apostel, zweitens die, die prophetische Weisungen erteilen, drittens die, die zum Lehren befähigt sind. Dann kommen die, die Wunder tun oder heilen können, die Dienste oder Leitungsaufgaben übernehmen oder in unbekannten Sprachen reden. Nicht alle sind Apostel, nicht alle erteilen prophetische Weisungen, nicht alle sind zum Lehren befähigt. Nicht alle können Wunder tun, nicht alle Kranke heilen, nicht alle in unbekannten Sprachen reden, nicht alle diese Sprachen deuten. 

 

V27

Jede/r einzelne gehört dazu

Jeder/m ist eine Aufgabe zugeteilt

 

Jekami

Definition: typische schweizerische Abkürzung: «Jeder kann mitmachen». Jeder kann seine Meinung kundtun. Im Negativen bedeutet dies, dass weitere Meinungen nicht erwünscht sind („dies ist kein Jekami“) oder dass keine weiteren Teilnehmer erwünscht sind („das ist keine Jekami-Veranstaltung“

 

Spannungsfeld:

einerseits

Jeder Christ ist aufgefordert sich zur Ehre Gottes zu engagieren. 

Jeder kann in der Gemeinde mitarbeiten

Allgemeines Priestertum

 

andererseits

Nicht jeder kann alles

Es gibt Begabung, Berufung und Befähigung

Es braucht auch das Vertrauen anderer

 

1. Jede/r soll

Es ist noch nicht lange her, da waren Pastoren das Mass aller Dinge und viele führten sich auch so auf. Sie meinten, sie seien Gesetz und sie wüssten allein was Sache ist. Man hat sie angehimmelt und ist ihnen wie Lämmer gefolgt. 

 

Doch es gibt gemäss biblischer Lehre das sogenannte „Allgemeine Priestertum“. Es bedeutet vorrangig, dass alle Gläubigen eine unmittelbare und persönliche Beziehung zu Gott haben und damit Zugang zum göttlichen Heil, ohne auf priesterliche Vermittlung angewiesen zu sein. Daraus folgt aber auch die Wahrnehmung priesterlicher Aufgaben durch die Gläubigen, allen voran gegenseitige Fürbitte und Tröstung

Gott will jedem Menschen begegnen. Ganz persönlich und ohne Vermittler. Gott will uns gebrauchen. Er hat Aufgaben für uns. Im Reich Gottes arbeiten zu können, das ist ein Privileg. Gott gebraucht uns, was gibt es besseres?

 

Auswüchse / Probleme:

Manche Christen meinen, es komme im Reich Gottes nicht so drauf an, es spiele nicht so eine Rolle. Gemeinde sei irgendwie eine Plattform, in der man sich ausleben könne. Der „Larifari“ macht sich breit. Berufen und begabt – da braucht man keine Ausbildung und muss sich auch nicht Mühe geben, nicht an sich arbeiten. Man kann alles spontan aus dem Ärmel schütteln ….

Dazu kommt der Zeitgeist, die Haltung, man wüsste alles und könne machen, was man will. Die anderen müssten froh und dankbar sein, dass jemand überhaupt da ist. Das kommt einer Selbstüberhebung gleich, eine der grössten Sünden unserer Zeit.

Falsch: Gemeinde ist der Leib Jesu. Er ist das Haupt. Jesus ist der Bräutigam, Gemeinde ist Braut.

Ja klar:  Titus 3,5-7 „allein durch Gnade“, Geschenk

V8  „Du musst darauf hinwirken, dass alle, die zum Glauben an Gott gekommen sind, sich ernsthaft darum bemühen, das Gute zu tun.“

Ernsthaft bemühen ….. Das Beste von uns ist gerade gut genug

Konsequenz: üben und trainieren, immer und immer wieder

Siehe Sport: Nach dem gewinnen eines Pokals, einer Medaille kann man nicht davon ausgehen, dass es jetzt reicht. Die Anstrengung beginnt von Neuem. So lange bis man am Ziel ist.

 

Epheser 4,13+14  Ziel = mündig werden; Jesus in seiner Fülle widerspiegeln

Gefahren: Unmündig bleiben und leicht aus der Bahn geworfen werden (V14)

Ziel = weiterkommen, sich entwickeln, Jesus ähnlicher werden.

Es geht um viel. Gott liebt nicht nur mich, sondern alle Menschen. Er möchte, dass neben mir noch viele andere mit ihm Frieden finden.

 

Man könnte jetzt meinen, alles sei nicht so wichtig, entscheidend sei allein die Liebe, mit der man etwas macht. Ja, ohne die Liebe ist alles „für die Katz“. Aber wir wissen alle, dass Liebe allein nicht reicht. Es ist zwar gut gemeint, aber …

Menschliche Liebe kann einengen und erdrücken. Liebe ohne Kompetenz kann zerstören. Liebe kann zu kurz greifen, weil Wissen und Können fehlt, oder auch eine gesunde Selbsteinschätzung. Menschliche Liebe kann zu kurz kommen lassen, ja sogar ungerecht sein.

Es geht um viel. 

Im Reich Gottes, in der Gemeinde geht es nicht in erster Linie um mich, sondern um den lebendigen Gott. Und auch um seine Kinder als Gemeinschaft. Gemeinde hat einen Auftrag. Es geht darum, Menschen Freude an dem lebendigen Gott zu vermitteln.

Viele nehmen es persönlich, wenn über etwas diskutiert wird und werfen bei der geringsten Kritik die Sache hin. Das widerspricht aber dem Grundprinzip des Leibes Gottes. Viele Glieder, mit unterschiedlichen Aufgaben und Begabungen, verbunden in einer Körperschaft. Da muss miteinander kommuniziert werden. In dieser Vielfalt braucht es Prozesse, um sich einig zu werden.

Dazu gehört die Bereitschaft von anderen zu lernen.... Auch in den Bereichen der eigenen Begabung seine eigenen Grenzen anzuerkennen.

Gabenspezifisch arbeiten. Wer begabt ist soll darin gefördert werden. Förderung bedeutet nicht, alles so tun zu können, wie es einem passt.

Kampf für etwas .. Widerstand ... Wir sehen gerne nur uns und unser eigenes Wohl. Alles andere ist zu schwierig

Bild: Musik -  alle haben Schmerzen wenn es schlecht und falsch tönt

Das Wirken des Geistes hat nicht den Zweck, unsere Schwächen und Mankos zuzudecken. Manchmal tut Gott das. Glücklicherweise. Aber nicht prinzipiell und andauernd.

 

2. Nicht jede/r kann

 

Gott hat allen Aufgaben zugewiesen …. „bestimmte Aufgaben“. Es geht darum, diesen Platz zu finden und einzunehmen. Paulus gibt dem ein grosses Gewicht. Sein Bild, um uns das verständlich zu machen: Wenn der kleine Finger versucht grosser Zeh zu spielen, dann wird es gefährlich für den ganzen Körper. Warum? Weil das Gleichgewicht nicht mehr gehalten werden kann.

Beachte:

Es gibt Bereiche /Begabungen, welche nicht spezifisch sind

Zum Gebet ist jeder Christ aufgefordert. Aber auch hier gibt es Leute, die spezielle vom Geist berufen sind zum Gebet.

 

Es gibt Begabungen, die sichtbar sind und andere, die unsichtbar sind. 

Wir leben in einer Zeit, in der das Öffentliche, das Spektakuläre angesehen ist und damit angestrebt wird. Bild: Bauchspeicheldrüse - Fehlfunktion zieht alles, den ganzen Körper, in Mitleidenschaft. Alle sind wichtig. Gegenseitiger Respekt ist angebracht. Gefahr = Eifersucht

 

Es gibt Bereiche, wo man viel Schaden anrichten kann. 

Bsp.: Paulus nimmt Johannes Markus nicht auf seine Missionsreise mit, weil diesem die Voraussetzungen fehlen. Und er dadurch das gesamte Unternehmen gefährdet. Barnabas nimmt sich Johannes Markus an.

Leitung und Lehre und Prophetie sind heikle Bereiche. Hier gilt der Grundsatz des allgemeinen Preistertums nicht absolut. Es sind Grenzen gegeben.

  • Prophetie: „prüft alles“

Römer 12,6 „Übereinstimmung mit der Lehre des Glaubens“

Falsche Propheten meiden

Weil es so heikel ist

Es gibt hier messbare Kriterien – Messbarkeit

 

  • Voraussetzung für Leiter:

Sich selber führen und leiten können. Aber es geht nicht nur um einem selber. Man muss voraussehen können sonst bringt man andere in Gefahr. Man muss Nein sagen können (Bsp.: Eltern). Man muss manchmal sogar weh tun und sich durchsetzen können

Bereitschaft zum Dienen

Luther: „Alle Christen sind wahrhaft geistlichen Standes, und ist unter ihnen kein Unterschied dann des Amts halben allein. ... Demnach so werden wir allesamt durch die Taufe zu Priestern geweiht. ... Was aus der Taufe gekrochen ist, das mag sich rühmen, dass es schon Priester, Bischof und Papst geweiht sei, obwohl es nicht jedem ziemt, dieses Amt auch auszuüben.“

Martin Luther: An den christlichen Adel... (1520)

 

  • Lehrer in der Gemeinde:

Titus 3,9-11

„Von törichten Fragen aber, von Geschlechtsregistern, von Zank und Streit über das Gesetz halte dich fern; denn sie sind unnütz und nichtig. Einen Menschen, der die Gemeinde spalten will, weise ab, wenn er einmal und noch einmal ermahnt ist, und wisse, dass ein solcher ganz verkehrt ist und sündigt und sich selbst damit das Urteil spricht“

 

Paulus spricht eindringlich: Es gibt hier nichts zu spassen

Römer 12,3+4

„Ich warne jeden einzelnen von euch, sich selber richtig einzuschätzen“

„Ich mahne euch, dass niemand mehr von sich halte, als es sich gebührt, sondern dass er maßvoll von sich halte, wie Gott einem jeden zugeteilt hat das Maß des Glaubens.“ (Luther)

 

Römer 12,6-8

„Gott hat jedem von uns unterschiedliche Gaben geschenkt. Hat jemand die Gabe bekommen, in Gottes Auftrag prophetisch zu reden, dann muss dies mit der Lehre unseres Glaubens übereinstimmen. 7 Wem Gott einen praktischen Dienst übertragen hat, der soll ihn gewissenhaft ausführen. Wer die Gemeinde im Glauben unterweist, soll diesem Auftrag gerecht werden. 8 Wer andere ermahnen und ermutigen kann, der nutze diese Gabe. Wer Bedürftige unterstützt, soll das gerecht und unparteiisch tun. Wer eine Gemeinde zu leiten hat, der setze sich ganz für sie ein. Wer sich um Menschen in Not kümmert, der soll es gerne tun.“

Hier gibt es eine Präzisierung, wie etwas zu geschehen hat. Lediglich tun, reicht nicht. Man kann nicht einfach machen, was man so für gut hält. 

 

Spannungfeld:

Berufung vs Befähigung

Berufung ist wie ein Anfangspunkt ein Auslöser. Berufung ist nicht das Ende. Viele Berufene sind gescheitert in ihrem Dienst.

Viele sehen sich berufen, aber das bedeutet noch gar nichts

Heute meint man, man brauche ledigleich ein Studium und dann kommt der Erfolg. Wir sind es gewohnt, dass man nur eine Abschlussprüfung bestehen muss und man bekommt mehr Lohn. Wir sind es gewohnt, dass man ein Medikament einnehmen muss, und man wird gesund. Reich Gottes unterliegt anderen Gesetzmässigkeiten. Nicht alles was gross ist … Nicht alles, was von aussen glänzt … Folge: = schmerzvolle traumatisierende Erfahrungen

 

Frage:

Woher weiss man ob, man etwas kann?

  • Sich auf Aufgaben einlassen. Dienen
  • Wir sind nicht nur Individuen, sondern in einem Leib eingebunden. Andere fragen! Anderen vertrauen und sie auch in das eigene Leben hineinreden lassen.

 

Fazit:

Interpretation der Erfahrungen bei der CGT:

Ich möchte nicht mit dem Finger auf Einzelne zeigen. Wir alle haben versagt.

  • Vorher: Leiter blind gefolgt – fehlende Eigenverantwortung.
  • Nachher: Jeder versucht sich in der Leiterschaft. Andere folgen blind und schweigen.

Ich denke, wir sind als Gemeinde vielfach über diese Sache gestolpert und darüber auch schuldig geworden und wir haben einen hohen Preis bezahlt. Wir sollten darüber Busse tun. Und wir sollten dafür besorgt sein, dass es nicht mehr vorkommt.

 

Schluss

V31 „Nach Gottes Gaben streben ….. den Weg dahin zeige ich euch … „

Unsere Erwartung = Punkt 1,2,3 …. Und dann läuft es

Dagegen Paulus:

1.Kor 13 ... die Liebe. Diese Verse werden meist isoliert an Hochzeiten gelesen und interpretiert. Paulus aber stellt sie in einen direkten Zusammenhang mit dem Leib Jesu und den von Gott gegebenen Begabungen. Agape = Gottes Liebe. 

Wir brauchen Gottes Liebe, um ans Ziel zu kommen und um einigermassen der Sache gerecht zu werden.

Ziel = Verherrlichung Jesu. Nicht nur durch Worship und Lobpreis, sondern auch durch Wachstum im Glauben, durch gute Organisation, wenig Streit, guten Umgang miteinander, durch gegenseitige Achtung. Da müssen alle mitwirken, es braucht jede/n

 

 

 

 

 

Weitere Artikel der Themenreihe "Leib Jesu"

 

Teil 1  Christus - Vertikas vs Horizontal  https://www.pietro.li/christus

Teil 2  Körpersystem - Einheit vs Vielfalt  https://www.pietro.li/koerpersystem

Teil 3  Individuen - Zugehörigkeit vs Abhängigkeit  https://www.pietro.li/individualisten

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