Unterweisung

Du kennst das bestimmt: Du schaffst Dir ein neues Gerät an und probierst es einmal aus. Aber du kommst nicht weit damit. Irgendwann kommst Du auf die Idee, in der Bedienungsanleitung nach zu schauen. Du kommst etwas weiter, aber kapierst es nicht ganz. Das nervt. Die Bedienungsanleitung ist zu kompliziert. Gerne würdest Du jemanden um Hilfe fragen, aber damit das Sinn macht, müsste die Person dasselbe Gerät nutzen. Also bleibt das Gerät stehen und Du nutzt es kaum.  

Wir haben in unserer Küche einen Steamer eingebaut, aber eben, ich nutze ihn kaum. Das geht den meisten Leuten so. Man müsste sich Zeit nehmen, um das Teil besser verstehen zu können. Meine Frau hat einmal einen Kurs besucht, um besser verstehen zu können, wie man den Steamer nutzen kann. Sie erzählt heute noch begeistert davon, was die Kursleiterin alles mit dem Steamer gemacht hat. 

 

Wie ist das im Blick auf den Glauben an Gott?

Da funktionnieren wir wohl ganz ähnlich: Probieren und dann studieren. Und das ist gar nicht so falsch. Der Glaube eröffnet sich uns in der Erfahrung und nicht einfach nur im Verstand, im Denken.

 

Leider aber meinen viele Christen heute, es reiche Erfahrungen zu machen. Viele denken, der Geist Gottes rede ja zu einem und mehr brauche es nicht. An dieser Stelle hört jede Diskussion auf, denn was will man noch sagen, wenn Gott zu jemandem gesprochen hat? 

Manche äussern sich dahingehend: „Du kannst glauben, was Du willst. Und ich kann glauben, was ich will.“ Nur, das ist ein ziemlich problematischer Satz. Einige Beispiele, warum das nicht funktionnieren kann: Ich glaube nicht, dass diese Hochspannungsleitung gefährlich ist. Ich glaube, dass der Knollenblätterpilz ungiftig ist.“ Strom und Gift sind unsichtbar, d.h. gewissermaßen Glaubenssache. Aber das macht sie nicht weniger real und nicht weniger gefährlich.

 

In der Bibel kommt das Thema sehr oft vor, und zwar im Alten wie im Neuen Testament. Ein Bespiel:

 

Hebräer 5,12-14

„Weil ihr so wenig hinhört, ist es schwer, euch etwas zu erklären. Eigentlich müsstet ihr es in eurem Glauben schon zum Meister gebracht haben und andere unterweisen. Tatsächlich aber seid ihr erst wie Lehrlinge, denen man die allerersten Grundlagen von Gottes Botschaft beibringen muss. Wie Säuglingen kann man euch nur Milch geben, weil ihr feste Nahrung noch nicht vertragt. Wer noch Milch braucht, ist ein kleines Kind und versteht nicht, was die Erwachsenen reden. Ein Erwachsener kann feste Nahrung zu sich nehmen. Nur wer seine Urteilsfähigkeit geschult hat, der kann auch zwischen Gut und Böse unterscheiden.“

 

Es ist enstcheidend für ein Christin, einen Christen, dass sie/er sich entwickelt. Es geht nur darüber, dass wir unser Fähigkeiten schulen. Es geht dabei nicht lediglich um Wissen. Es geht um die Fähigkeit das Leben als Christ zu meistern. Es geht um eine glaubwürdiges Leben, das andere zu überzeugen mag. Das ist keine Sache von Kraft und Energie, sondern etwas, was man sich über einen lebenslangen Prozess und ganz praktische Lebenserfahrungen aneignen kann/muss. Es ist die Schule des Lebens und Glaubens. Viele weichen dem aus und suchen lieber einfache und schnelle Wege. Aber die gibt es nicht. Autofahren lernen wir auch nicht über Nacht, quasi durch ein Wunder Gottes. Man muss sich dem hingeben. Und manchmal sind schwierige und schmerzvolle Situationen dazu nütze, unsere Grenzen auszuloten.

 

Unterweisung

1.Tim. 1,5

"Jede Unterweisung muss zur Liebe hinführen, die aus einem reinen Herzen, einem guten Gewissen und einem aufrichtigen Glauben kommt" 

Übersetzung Hoffnung für alle

 

Das Wort Unterweisung brauchen wir heute kaum noch. Es tönt in unseren Ohren zu sehr nach Schulung von oben herab. Und tatsächlich kommt dieser Tonfall im griechischen Urtext der Bibel auch vor. Im griechischen Begriff ist ein Unterton des "Gebietens" mit drin, im Sinn von "sagen, wo es hingeht", oder "tadeln, einschärfen". In V3 wird dasselbe Wort mit "gebieten" übersetzt. Nicht ohne Grund übersetzt die Elberfelder Bibel mit "Gebote". Aber das ist aber missverständlich, denn aus dem Zusammenhang ist zu erkennen, dass es nicht um die Gebote Gottes geht, sondern um das, was Timotheus im Auftrag Gottes zu lehren hat in seiner Aufgabe.

Unterweisung ist die formale Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten. Heute hauptsächlich in den Bereichen Arbeitsschutz und Gesundheitsschutz. Sie beinhaltet Anweisungen und Erläuterungen, die speziell auf den Arbeitsplatz und die Aufgabenbereiche der Mitarbeiter zugeschnitten sind, um Unfälle und Gesundheitsschäden zu vermeiden. Dies ist eine gesetzliche Pflicht für Arbeitgeber, die regelmäßig erfolgen muss, mindestens einmal jährlich, um Mitarbeiter zu schulen und zu sensibilisieren. 

Bei diesem Thema sind wir heute etwas zerrissen. Einerseits will man keine Befehle und Anweisungen. Wir sind darauf allergisch, dass uns gesagt wird, was wir zu tun haben. Dann aber auf der anderen Seite glauben wir alles, was uns vorgelegt wird. Das Leben ist zu komplex geworden. Viele möchten einen Führer, der einem sagt, was Sache ist.

Für ein besseres Verständnis ist es angebracht den Zusammenhang der Aussage zum Thema Unterweisung zu erörtern:

Der Brief an Timotheus ist mit der 2. Missionsreise von Paulus verbunden. Auf dieser Reise traf Paulus den Timotheus. Dieser schloss sich Paulus auf seiner zweiten Missionsreise an. Den Brief verfasste Paulus später, als Timotheus im Auftrag von Paulus in Ephesus tätig war.

Der Zweck des Briefes: Der Brief dient als Anleitung für Timotheus, wie er mit schwierigen Situationen und falschen Lehren in Ephesus umgehen soll. Mitten in der Gemeinde von Ephesus gab es schräges Verhalten und auch problematische Lehren. Sehr wahrscheinlich kam das sogar von Ältesten der Gemeinde. Timotheus hatte die undankbare Aufgabe, in Ephesus vor Ort dafür zu sorgen, dass diese falschen Lehrer zum Schweigen gebracht werden. Eine sehr heikle Aufgabe. Der Brief an Timotheus spricht in diese Situation hinein.

Wir lesen im Zusammenhang/Kontext: (V4+6 steht in starkem Kontrast zu dem, was Paulus sich von Christen vorstellt).

" Grüblereien" ... "uferlose Spekulationen" ... Diskussionen zu Geschlechtsregistern" ... "leerem Geschwätz" .... "Mythen" ... "sein wollend Gesetzeslehrern" ... "

Es gibt in den Gemeinden auch heute noch so viel Gelaber. Anstatt, dass man sich auf das Leben und dessen Hausforderungen konzentriert, 

Was haben die falschen Lehren bewirkt? Vers 4: „... die nur Streit mit sich bringen …“ .

Um keinen falschen Anschein zu erwecken: Kontroversen und Streit zu haben, ist zwar alles andere als angenehm, oder optimal, aber manchmal unumgänglich. Aber der Streit, der in Ephesus war einfach völlig unnötig. Es ging um nichts als um Rechthaberei.

 

Wohin sollen wir kommen mit Unterweisung?

Was ist das Endziel einer solchen intensiveren Auseinandersetzung?

Das Endzielt? Es geht um etwas, das nicht einfach plötzlich erreicht ist, sondern etwas worauf unser Leben ausgerichtet sein muss, darauf zu läuft oder mit einem bildlichen Wort gesagt, darauf "zugespitzt ist"

 

Liebe

Paulus verwendet hier das griechische Wort agape. Er spricht also von der Liebe Gottes, die sich hingibt und rettet und nicht von unserer menschlichen Liebe. 

Mit der Liebe ist es so eine Sache. Was ist Liebe? Nur ein Gefühl? Liebe ist schwer definierbar. Hier liegt wohl der Grund dafür, dass Paulus gleich ein paar Gedanken nachschiebt, um zu erklären, was er meint: Eine dreifache Dimension wahrer Liebe!

Das Endziel jeglicher Unterweisung ist Liebe aus reinem Herzen.

Liebe kann gespielt werden. Gespielte Liebe ist unlauter, weil absichtlich. Durch diese Liebe soll etwas bezweckt werden. Diese Liebe kann zwar liebevoll aussehen, aber es ist Liebe aus Vorwand. So kann eine geheuchelte Liebe nur falsche "Wärme" erzeugen. Darum ist keine aufbauende Gemeinschaft der Liebe möglich, ohne dass ständig Missverständnisse, Vorbehalte, Rücksichtslosigkeiten und Sünden gegenseitig bereinigt, bekannt und vergeben werden.

Wir lieben aus reinen Herzen. Die Liebe, die das Evangelium in unseren Herzen bewirkt, ist eine Liebe aus reinem Herzen, von Gott gewirkt. D. h., die Motivation, sich liebevoll zu verhalten, dreht sich nicht länger um uns selbst. Es geht nicht länger darum, dass wir uns bei etwas gut fühlen, dass wir etwas wieder gut machen, dass wir unser schlechtes Gewissen reinigen. Wir sind frei, die andere Person so wahrzunehmen und anzunehmen, wie sie ist, mit ihren Nöten und ihren Bedürfnissen. 

 

Das Endziel jeglicher Unterweisung ist Liebe mit gutem Gewissen

Gewissen im griech eigentlich = Mitwissen. In den Briefen an die Römer und Korinther kommt das Wort "Gewissen" 14 mal vor. Sie haben dort die Bedeutung je nach Zusammenhang von Bewusstsein, Licht, Gesetzgeber, Zeuge oder Richter. Das Gewissen beurteilt oder verurteilt (oft gleichzeitig) das Tun oder Lassen des Menschen nach den Letzten Beweggründen und Absichten, die dieser Mensch hat. Diese "letzten Absichten" müssen geeicht werden am Willen Gottes. A.Vinet: "Das Evangelium ist das Gewissen des Gewissens". An ihm muss das Gewissen gemessen und geschult werden. Das Gewissen kann also nur dann recht urteilen, wenn es vom Glauben erleuchtet ist. So verbindet Paulus in Römer 9,1 das Zeugnis des Gewissens mit dem des Heiligen Geistes: "Auch mein Gewissen, in dem der Heilige Geist zu mir spricht bestätigt mir, dass ich die Wahrheit sage". Das Gewissen kann nur dann rein sein, wenn es durch den Glauben gereinigt wird von Schuld und Sünde.

 

Das Endziel jeglicher Unterweisung ist Liebe in ungeheucheltem Glauben

Man kann mit dem Mund vorgeben, Gott zu kennen, ihn aber im praktischen Verhalten verneinen oder ihn ausschliessen aus dem eigenen Leben. Man kann einen Lebenstil führen, der äusserlich korrespondiert mit christlichen Masstäben und dennoch im Herzen wenig mit Gott am Hut haben. Viele Christen sind wohl darum nicht bereit ihr Leben mit anderen zu teilen. Der Grund: wer das Leben teilt, wird durchschaut. Die Nähe lässt die anderen Menschen erkennen, ob etwas echt ist oder nur gespielt.

Die Adjektive in unserem Text "rein", "gut", "ungeheuchelt" sind eigentlich austauschbar, denn sie meinen dasselbe: die echte und lautere Gesinnung des ganzen Menschen in Gedanken, Worten und Taten. Gott möchte, dass seine Kinder ein authentisches Leben führen. 

 

Es geht um die Liebe Gottes. Die Tat der Liebe, Vergebung in Liebe, Verzicht aus Liebe …. Die Liebe ist der Ort, wo wir hinzukommen haben. Agape - dahin muss Unterweisung führen. Die Liebe Gottes soll sich im Leben der Menschen breit machen. Sie soll für andere spürbar sein, nach aussen wirken. Die Liebe manifestiert sich darin, dass wir andere aushalten, mit ihnen umgehen können. Die Liebe ist daran erkennbar, dass man schwierige Verhältnisse zu verarbeiten vermag, anstatt bitter zu werden. Sie bringt die Fähigkeit anderen zu vergeben zu können.

 

Die Liebe Gottes ist das Endziel …. Da ist ist nichts selbstverständlich. Das ist eine grosse Herausforderung und wir alle brauchen Unterweisung. Denn schliesslich geht es nicht um wirtschaftlichen Erfolg oder um Ehrerbietungen von vielen Anhängern. Unser Glaube muss sich in der Praxis des Lebens bewähren. Wir müssen lernen und üben ein Leben lang.

 

  1. Ausprobieren - eigene Erfahrungen machen
  2. Bibel lesen - eigene Ideen entwickeln
  3. Hilfe suchen bei anderen Christen für Verständnis- und Lebensfragen Bsp. in Gottesdienst oder Kleingruppe
  4. Sich etwas sagen lassen und damit auch korrigieren lassen
  5. Spannungsfelder aushalten
  6. Schulung - intensive Auseinandersetzung mit Fragen des Glaubens aber auch dem Leben als Christ

 

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